Sonntag, 3. November 2013

Lorna Simpson in München, Haus der Kunst, 25.10.13 - 02.02.14

Am Wochenende hatte ich mal wieder Zeit in eine Ausstellung gehen zu können. Es gibt manchmal Ausstellungen die sind faszinierend. Und zwar derart, dass ich bei ihrer Betrachtung völlig vom Alltag abschalten kann.

Bei der wunderbar zusammengestellte Retrospektive der amerikanischen Künstlerin, Lorna Simpson, die ihr dreißig jähriges Schaffen zeigt, ist es mir genau so ergangen. Plötzlich tauchte ich über die Fotos und Videos in eine andere Welt ein und übernahm eine für mich neue Perspektive. Durch die zusätzlichen Texte gelangte ich in die Welt einer anderen Frau. Ihre Fotos und Filme stellen Fragen. Fragen nach Identität und Erinnerung. Es sind Geschichten von Frauen, Gendererinnerungen, Fakten und Fiktionen. Lorna Simpson inszeniert und konstruiert und spielt dabei mit ihrem eigenen Bild. Dem Bild einer afroamerikanischen Frau. Mal arbeitet sie auf Filz ( Ausdruck von Sicherheit ) und dann auf dokumentarischen Großformaten. Texte, wie Drehbuchseiten, verknüpfen das Ganze. Dann sammelt sie Automatenfotos und spielt damit. Faszinierend sind auch die Fotos der jungen Frau, ein Foto-Fund aus dem Jahr 1957. Sie inszeniert sich zu den Fotos in Selbstporträts, wobei sie auch den männlichen Part einnimmt. Ausdruck, Körpersprache und Mimik einer vergangenen Zeit. Mit dem Foto Waterbearer, wurde sie international bekannt. Allein schon für dieses Foto lohnt es sich in die Ausstellung zu gehen. Sie verfügt über ein einzigartiges Talent, in einem Foto sehr viel auszudrücken zu können. Fotografien von Haaren, fünf Frisuren oder Gesten, faszinieren den Zuschauer.  Aber auch die Videos,  Endlosschleifen, berührende Bilder und Töne, teilen dem anderen etwas mit. Im letzten Video spielt sie wieder mit sich selbst, Fünffachspiegel, Porträts die an Picasso erinnern. Für mich aber ist es, ein sich Selbst ansehen, wahrnehmen verändern und spiegeln. Im Kontakt mit dem Zuschauer.


( Foto: http://www.hausderkunst.de/index.php?id=132&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6322)

In meiner Arbeit mit Menschen verwende ich gern biografische Methoden. Die Beschäftigung mit dem Selbst, der Identität, sich spiegeln und die Erkenntnis auf andere zu wirken. Der Blick in die Vergangenheit über  die Auswahl alter Fotos, bringt nicht nur Erkenntnis sondern auch Schmerz mit sich. Schmerz den jeder von uns auf unterschiedliche Weise kennt. 

Die Bilder von Lorna Simpson haben mich wieder an etwas erinnert.: an das Leben, und an das, was Identität mit sich bringt und wie sie gelingen kann. 
www.sbtplattform.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen